Mehr zeitliche und räumliche Flexibilität – das wünschen sich heute mehr Menschen denn je für ihren Arbeitsplatz. Die Corona-Pandemie zeigte vielen mit Home-Office-Lösungen Möglichkeiten des Arbeitens ohne Ortsbindung auf, an die sie vorher kaum gedacht hatten. Über die Hälfte aller Befragten einer weltweiten EY-Studie würden sich für solche Arbeitsformen entscheiden, wenn sie dazu die Möglichkeit hätten. Insbesondere bei Menschen unter 30 hat der Wunsch nach mehr Freiheiten so nachhaltig Raum gegriffen, dass 50 Prozent dieser jüngeren Angestellten ihren Job kündigen würden, wenn diese Flexibilität nicht gegeben wäre.
Eine mögliche Lösung, die auf das bereits weithin etablierte Home Office noch einen draufsetzt: Workation. Der Begriff bezeichnet eine Mischung aus Arbeit (englisch „work“) und Urlaub („vacation“). Hierbei haben Arbeitnehmer nicht nur die Möglichkeit, zumindest eine Zeitlang von zu Hause aus zu arbeiten, sondern sogar vom Strand oder von jedem anderen Ort auf der Welt aus, der einen Internetzugang bietet. Bereits der erste Versuch mit einem entsprechenden Angebot war ein voller Erfolg.
Gründe für die Einführung eines solchen Arbeitsmodells gibt es genug:
Wer bisher Telearbeit nicht oder nur vorübergehend angeboten hat, aber über Mitarbeiter verfügt, die am PC arbeiten, sieht sich durch eine immer kleiner werdende Gruppe von Menschen im arbeitsfähigen Alter in Zugzwang gebracht. Denn diese hat künftig auch mehr Auswahl am Arbeitsmarkt und ist somit weniger stark an einen bestimmten Arbeitgeber gebunden. Auch die Zahl der Neubewerber dürfte abnehmen. Der Home-Office-Anteil wird allgemein zunehmen, aber je mehr Flexibilität ein Arbeitgeber zusätzlich bietet, desto größere Vorteile kann er voraussichtlich beim Recruiting unter den erschwerten Bedingungen des demografischen Wandels erwarten.
Ein wichtiger Baustein im Wettbewerb um fähige Arbeitskräfte könnte ein Arbeitsurlaub sein. Solche Angebote ermöglichen es, das bestehende Team auch bei wachsender Konkurrenz zu erhalten und es bei Bedarf ohne allzu lange Phasen der Kandidatensuche um neue Gesichter zu ergänzen. Darum lohnt es sich in mehrfacher Hinsicht, die Digitalisierung der Ressourcen zu vollenden und die Firma zukunftsfähig zu machen. Vorreiter wie die Firma Increase Your Skills aus Leipzig machen es vor, wie Workation zur Mitarbeitergewinnung genutzt werden kann.
Telearbeit als feste Alternative erweitert außerdem ganz erheblich den Einzugsbereich einer Firma zur Anwerbung und Neueinstellung von Arbeitskräften und damit den Zugang zum weltweiten Pool hochqualifizierter Kandidaten. Englisch und Spanisch als Weltsprachen erleichtern die internationale Kommunikation. Auch eine Zeitverschiebung lässt sich in manchen Fällen geschickt überbrücken. Die Nähe des Wohnortes zum Arbeitgeber spielt bei Dauer-Telearbeit keine Rolle mehr. So könnte nicht nur beispielsweise ein transatlantisches Home Office, sondern auch eine Langzeit-Workation – im Sinne eines Arbeitsplatzes an einem Ferienort oder sogar wechselnden Orten – eine Lösung zur Optimierung des Teams darstellen.
Nicht nur als Anreiz zur Bewerbung und zum Bleiben in der eigenen Firma ist die Workation ein geeignetes Mittel. Sie lässt sich ebenso im bestehenden Team gezielt als Incentive für besondere Leistungen oder die Erreichung eines bestimmten Ziels einsetzen – ob für die gesamte Belegschaft oder für Einzelne. Vier Wochen am Meer, in New York oder unter Palmen arbeiten – wer möchte sich dafür nicht noch stärker als bisher ins Zeug legen? Hat das ganze Team ein solches Schmankerl als gemeinsame Unternehmung vor Augen, schweißt die Aussicht auf die gemeinsame Zeit an einem schönen Ort die Gruppe noch stärker zusammen und die Arbeit geht schon vorher doppelt so effizient von der Hand. (siehe auch: 5 Erfolgsgeschichten: Diese Unternehmen sind im Kampf um begehrte Talente ihrer Zeit weit voraus)
Schon beim Home Office wurde festgestellt, dass dieses vielfach die Produktivität und Kreativität steigert. Nervenaufreibendes Pendeln entfällt und man startet so meist frischer und entspannter in den Arbeitstag. Eine Leistungssteigerung wäre in noch höherem Maße von einer Workation zu erwarten, da hier angenehme Eindrücke und ein gesundheitsförderndes Klima hinzukommen können.
Oft lebt man ja im Urlaub schon wegen des „Tapetenwechsels“ sofort merklich auf und kommt auf ganz neue Gedanken, die in vielen Fällen auch gewinnbringend in die Arbeit einfließen können. Setzen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Workation auch auf freie Zeiteinteilung, führt diese zu weniger Zeitdruck, wenn auch termingebundene Freizeitpläne zu ihrem Recht kommen sollen und die nötige Selbstdisziplin trotzdem die Einhaltung betrieblicher Fristen garantiert.
So praktisch die Arbeit von zu Hause grundsätzlich ist, so problematisch kann sie andererseits sein, wenn ein Mitarbeiter nicht allein lebt. Störungen durch Familie oder andere Mitbewohner, Nachbarn, Freunde, Handwerker oder Haustiere und familiäre Verpflichtungen aller Art können von der Arbeit abhalten. Kleine Kinder verstehen im Normalfall noch nicht, dass Mama oder Papa zwar anwesend, aber trotzdem nicht verfügbar ist. Im schlimmsten Fall, vor allem in Lockdown-Zeiten mit mehreren Personen im Home Office und Schul-/Kita-Schließung, gehen sich alle gegenseitig auf die Nerven und die Fetzen fliegen.
Aber nicht immer bietet das Büro in der Firma eine ausreichend reizarme Alternative, zumal der Ruhebedarf von Person zu Person variiert und Großraumbüros mit Kundenverkehr diesbezüglich nicht jedermanns Sache sind. Eine Workation bietet in solchen Fällen eine willkommene Gelegenheit, dem Trubel zu entkommen und an einem beschaulichen Ferienort allein oder mit wenigen Kollegen voll konzentriert und gleichzeitig entspannt zu arbeiten.
Doch es gibt auch jene, die allein leben und denen zu Hause die Decke auf dem Kopf fällt, weil sie auf einen stärkeren Reizinput angewiesen sind. Wenig Variation in der Umgebung lässt das Gehirn bei jedem quasi ein Stück weit einrosten, daher muss Abwechslung grundsätzlich sowohl im Interesse des Arbeitnehmers als auch in dem der Geschäftsleitung liegen. Aber einige Menschen brauchen einfach sehr viel Leben um sich herum, um sich wohlzufühlen und richtig zu funktionieren. Auch solchen Mitarbeitern kann die Firma mit einer Workation helfen, beispielsweise in einem Coworking Space in einer quirligen Millionenstadt mit ebenfalls als Arbeitsplatz geeigneten Cafés und unzähligen Gelegenheiten zur Freizeitgestaltung nach getaner Arbeit.
Workation – ob im In- oder Ausland – bringt nicht zuletzt Begegnungen mit fremden Menschen mit sich. Der informelle Austausch unter Fachkollegen mit verschiedenem geografischem und kulturellem Hintergrund erweitert die Wissensbasis und kann völlig andere Blickwinkel und Anregungen bieten als ein meist überwiegend straff durchorganisiertes Zusammentreffen bei Tagungen. Für Probleme werden so bisweilen überraschende Lösungen gefunden.
Aus solchen Treffen in entspannter Atmosphäre ergeben sich nicht nur wertvolle Impulse für das eigene Geschäft, sondern möglicherweise auch längerfristige Kooperationen. Zusammenkünfte können zufällig, aber auch organisiert stattfinden – warum nicht einmal Kollegen aus verschiedenen Ländern gezielt zu einer Workation zusammenführen und einander über die Schulter schauen lassen?
Ein weiterer Vorteil gegenüber einer Fachkonferenz: Es müssen keine Vorträge oder Workshops vorbereitet werden, sondern die Themen ergeben sich eher zufällig aus der anfallenden Arbeit und entwickeln sich im Gespräch organisch. Trotzdem lassen sich natürlich auch Workshops, Vorträge und Seminare bei passender Infrastruktur gut unter südlicher Sonne, an einem finnischen See, im Orient-Express oder an Bord eines Schiffes organisieren.
„Arbeitsurlauber“ erzählen von ihren Erlebnissen ebenso wie normale Urlauber und machen damit Werbung für die Firma, die ihnen diese Arbeitsform ermöglicht und gut organisiert. Schöne Fotos und Videos untermauern sicherlich die begeisterten Berichte und die Mundpropaganda lockt Bewerber an. Nun kommt es darauf an, wer die beliebtesten oder exotischsten Urlaubsregionen im Angebot hat. Ist der Workation-Ort vielleicht ein Geheimtipp? Dann wird das Unternehmen vermutlich bei der als Nächstes anstehenden Stellenbesetzung unter etlichen gut ausgebildeten Bewerben wählen können. Oder wenn es den „Urlaub“ als firmeninternes Incentive nutzt, bemühen sich immer mehr Angestellte um dieses Privileg.
Fazit
Haben Unternehmen die Möglichkeit und sind die Arbeitsplätze „homeoffice-fähig“, lohnt es sich, Workations für die Mitarbeiter zu organisieren. Die Vorteile des Trends für Firmen und Arbeitnehmer sind vielfältig und können die positive Unternehmensentwicklung spürbar vorantreiben.
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